Yogaphilosophie - Ahimsa


Die Yoga Sutren des Patanjali - Yamas - Ahiṁsā

Vor kurzem erzählte mir eine Yogaschülerin, dass sie in einem Buch von den Tugenden des Yoga gelesen habe und nun versuche in ihrem Alltag und Beruf Güte gegenüber anderen zu üben. Daraufhin fragte ich sie, ob sie auch begonnen habe, Güte gegenüber sich selbst zu üben.

Das brachte mich auf die Idee, auch einmal etwas Licht auf die Philosophie des Yoga zu bringen.

Dem Yoga in all seinen Formen, so wie wir ihn täglich oder wöchentlich auf der Matte zelebrieren, liegt eine praktische Lebensphilosophie zugrunde, die unseren Lebenweg vollkommen verändern und bereichern kann.

Die Yoga Sutren des Patanjali sind DIE Urschrift des modernen Yoga. Sie geben uns Einsicht in die grundlegenden spritituellen Übungen und die Geisteshaltungen des gelebten Yoga, der über die Matte hinaus heilsame Wirkung auf unser Leben und unseren Alltag haben kann. Patanjali nennt diese heilsamen Geisteshaltungen Yamas.

Die erste Geisteshaltung, von der Patanjali in den Yoga Sutren spricht, ist Ahiṁsā - die Gewaltlosigkeit gegenüber sich selbst und allen anderen Wesen, sein Yoga Sutra dazu : "Wer fest verankert ist in der Gewaltlosigkeit, in dessen Umgebung schwindet die Feindschaft. ".

Patanjali nennt diese heilsamen Geisteshaltungen Yamas. Die erste Geisteshaltung, von der Patanjali in den Yoga Sutren spricht, ist Ahiṁsā - die Gewaltlosigkeit gegenüber sich selbst und allen anderen...


Doch was bedeutet 'Ahiṁsā' nun konkret und wie kannst du dieses Yama in deinem Alltag umsetzen?

Ahiṁsā bedeutet wörtlich übersetzt soviel wie 'Nicht-Verletzten', 'Nicht-Töten' und meint eine Haltung von Gewaltlosigkeit, bzw. positiv formuliert Friedfertigkeit. Oberflächlich betrachtet ziehen viele Menschen daraus einfach nur den Schluss, weniger oder gar kein Fleisch mehr zu essen.

Doch die Bedeutung von Ahiṁsā geht viel tiefer und bezieht sich vor allem auch auf jene ganz subtil in uns wirkenden unbewussten Geisteshaltungen und Prägungen, die unser alltägliches Denken und Handeln bestimmen. Jene Geisteshaltungen, die auf Kritik, Abwerten, Widerstand, Verurteilen und Kampf  basieren,  uns selbst und anderen gegenüber.

 

In der Praxis von Ahiṁsā nehmen wir Abstand davon, uns selbst oder ein anderes Wesen bewusst zu verletzen. Was bedeutet das in einem tieferen Sinne? Gewaltlosigkeit bezieht sich dabei nicht nur auf  unser Verhalten und unser Tun, sondern auch auf unsere Gedanken und Worte.

In der Praxis von Ahiṁsā nehmen wir Abstand davon, uns selbst oder ein anderes Wesen bewusst zu verletzen


Gewaltlosigkeit bzw. Friedfertigkeit beginnt bei dir selbst. Und das schon beim morgendlichen Blick in den Spiegel! Kannst du dich so annehmen, wie du bist, liebst du deinen Körper, oder mäkelst und kritisierst du öfter mal an dir herum und wertest dich selbst und deinen Körper ab, weil du meinst, nicht so zu sein, wie du sein solltest?

Auch auf der Yogamatte hast du immer wieder die Gelegenheit, ahiṁsā gegenüber dir selbst bewusst zu praktizieren, indem du dich eben nicht in eine Yogahaltung hineinzwingst und gegen die natürlichen Grenzen deines Körpers ankämpfst, sondern in dich hineinspürst, auf deinen Körper achtest und wahrnimmst, was dir gut tut.

Und sei dir dessen bewusst, so wie du mit dir selbst umgehst, so gehst du auch mit anderen um. Wenn du dich selbst ablehnst und ständig innerlich kritisierst, wirst du es auch bei anderen tun. Wenn du zu dir selbst nicht von Herzen liebevoll sein kannst, dann kannst du es auch nicht tief aus deinem Herzen zu anderen sein, ganz egal was du dir für eine Maske aufsetzt.

Gewaltlosigkeit bzw. Friedfertigkeit beginnt bei dir selbst.


In welcher Geisteshaltung gehst du mit deinem inneren Erleben und deinen alltäglichen Erfahrungen um?

Stell dir einmal selbst die Frage: Was veranlasst dich im Alltag immer mal wieder dazu, dir selbst und anderen auf die eine oder andere subtile Weise 'Gewalt' anzutun und zu kämpfen? Was bringt dich aus deiner inneren Mitte, aus deiner Friedfertigkeit?

Vielleicht kennst auch du Situationen, in denen du gegen das, was du erlebst, innerlich ankämpfst? Du hast Widerstand gegen ein Gefühl, das in dir aufkommt, gegen die Gewohnheiten deines Lebenspartners, gegen einen Freund, der Dich kritisiert, gegen ...

Sicherlich gibt es noch viele andere Situationen, in denen du gegen etwas bist, und schon beginnt dein innerer Kampf. Du willst dann auf Biegen und Brechen etwas anderes, als das, was da ist. Wahrscheinlich kämpfst auch du öfter einmal gegen dich selbst und hast etwas gegen dein Aussehen, deinen Körper, deine scheinbaren Schwächen, deine Gefühle, deine Stimmung… Ja, auch das ist Gewalt, die du gegen dich selbst richtest.

Und dann gibt es da noch all deine Vorstellungen und Wünsche,  die du auf deine Umwelt projizierst und erfüllt sehen möchtst. Und wenn das nicht so funktioniert, wie du es dir vorstellst, dann kämpfst du wieder. Deine Vorstellungen werden nicht erfüllt, du leidest und kämpfst dagegen an. Dein Ego ist so gepolt, dass du ständig gegen etwas kämpfen musst. Und genau das hält dich in einem Geisteszustand der Gewalt. Und Hand auf's Herz, wie schnell und wie oft bewerten und verurteilen wir andere und stecken sie innerlich in eine Art Schublade, weil sie nicht das erfüllen, was wir von Ihnen erwarten?

Lebensnahes Fazit, Ahiṁsā wirklich aus ganzem Herzen im Alltag zu praktizieren, kann immer wieder eine mehr oder weniger große und auch lohnenswerte Herausforderung sein.

Was veranlasst dich im Alltag immer mal wieder dazu, dir selbst und anderen auf die eine oder andere subtile Weise 'Gewalt' anzutun und zu kämpfen?


Der Schlüssel zu Gewaltlosigkeit und Friedfertigkeit liegt in der liebevollen annehmenden Akzeptanz dessen, was sich im Innen und im Außen zeigt. Ja, das ist so einfach gesagt und auch schnell geschrieben, doch im wirklichen Leben heißt das einfach: üben, üben, üben  - spielerisch und anstrengungslos, ohne auf ein Ergebnis aus zu sein - von Moment zu Moment und immer wieder neu zu beginnen. Yoga, Meditation und alle anderen bewusstseinserweiternden Praktiken können auf diesem Weg eine enorme Hilfe sein. Und Gewaltlosigkeit bedeutet hier eben auch, anzuerkennen, wenn du in es in einem bestimmten Moment einfach mal nicht auf die Reihe bekommst friedfertig zu sein.

Diese liebevolle annehmende Akzeptanz, dieses innere Loslassen stellt sich immer mehr und öfter ein, indem du dich selbst bewusster wahrnimmst, beobachtest und spürst.
Es ist kein Substantiv, es ist ein Prozess, ein innerer Vollzug, der in Wellen kommt und geht, und dazu gehört auch, sich selbst darin immer mal wieder zu verlieren und wieder neu zu finden.

Und wenn du Ahiṁsā, Gewaltlosigkeit, Friedfertigkeit, wie auch immer du es benennen willst, tief im Inneren für einen kostbaren Moment lang erfährst, wirst du wahrnehmen, dass sich dies auch in deinem Partner, in deinem Alltag, in deiner Mitwelt spiegelt.

Der Schlüssel zu Gewaltlosigkeit und Friedfertigkeit liegt in der liebevollen annehmenden Akzeptanz dessen, was sich im Innen und im Außen zeigt.


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